Durch Malerei erforscht Dasha Minkina, was es bedeutet, in unserer Zeit ein Mensch zu sein.
In einer zunehmend technologischen, digitalen und KI-orientierten Zukunft verändert sich die Bedeutung des Menschsein. Das Alleinstellungsmerkmal des Menschlichen verschiebt sich von Ratio und logischem Denken hin zu Emotionen, sozialen Beziehungen und dem physischen Körper. In der Ausstellung “CLOSE CLOSER CLOSED” porträtiert Dasha Minkina eine Sehnsucht nach Nähe.
Ihre semiabstrakten, figurativen Ölgemälde zeigen ineinander verschlungene Menschen, doch es geht nicht um die Personen an sich. Vielmehr will die Künstlerin ein Gefühl einfangen, sowohl ein globales als auch ihr ganz persönliches. Es geht um das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe, die wir als Gesellschaft kollektiv verlernt haben. Um die eigene Menschlichkeit, die durch Berührung und Intimität erfahrbar wird, und um Verbundenheit mit Anderen durch das Erspüren des Gemeinsamen. Das erste ihrer Gruppenbilder entstand 2021 während des Lockdowns, als man nur eine einzige Person sehen durfte. Kopf an Kopf zeigt es eine Gruppe in der Morgensonne ruhender Jugendlicher – eine Erinnerung an Festival-Momente nach gemeinsam durchfeierter Nacht, an ein Gefühl von Gemeinschaft.
In ihrer aktuellen Serie “Strangers” zeigt Minkina vertraute Fremde: Kuschelnde auf sogenannten Kuschel-Parties, die weltweit aus dem Boden sprießen. Ein gesellschaftlicher Trend und Zeitzeugnis als Antwort auf das Bedürfnis nach physischer Körperpräsenz rund um den eigenen Körper. Die Unbekannten verflechten sich dabei auf der Suche nach etwas Tieferem – einem Erkennen des Selbst im Anderen, einer Erinnerung an unser inhärentes Bedürfnis nach Verständnis.
“CLOSE CLOSER CLOSED” ist eine Reflexion zum Status Quo, in dem die Sehnsucht nach Verbindung vor dem Hintergrund einer fragmentierten Gesellschaft fortbesteht. Die Inspiration hinter der Ausstellung ist im biografischen Werdegang der Künstlerin verankert. Sehnsucht nach Verbundenheit und Zugehörigkeit begleiten die als Teenager aus der Ukraine emigrierte Malerin bis in ihre gegenwärtige künstlerische Praxis. Minkinas persönliches Motiv findet Resonanz in der globalen gesellschaftlichen Entwicklung. Entfremdung durch Digitalisierung, Anonymisierung und nicht zuletzt die Pandemie führen zunehmend zu einer inneren und äußeren Isolation. Auch körperlich leben wir heute in einer sehr berührungsarmen Zeit. Berührung ist in unserer Kultur eng mit Sexualität verknüpft. Man gibt sich die Hand, umarmt sich vielleicht, alles darüber hinaus ist häufig sexuell konnotiert – dazwischen gibt es nichts. Dabei ist das Dazwischen ein Sehnsuchtsort, denn genau dort wird Menschlichkeit fühlbar. Berührung ist im doppelten Sinne im Fokus der Arbeiten Minkinas.
Zum einen drehen sich die Motive ihrer Gemälde um Zwischenmenschliches, zum anderen wollen die Bilder selbst emotional berühren. Der Betrachter wird durch sie eingeladen, sich selbst zu erspüren, in einen inneren Dialog zu treten und sich bewusst als Mensch wahrzunehmen. Die Ausstellung zeigt zahlreiche brandneue Arbeiten entlang einer kleinen Retrospektive, die den Weg der künstlerischen Position beleuchtet.
KUNSTLABOR 2
Kulturelle Zwischennutzung
c/o ehemaliges Gesundheitshaus
Dachauer Straße 90
80335 München
Öffnungszeiten:
Samstags & Sonntags 12 – 18 Uhr
Letzter Einlass: 17:15 Uhr